Politische Bildung mit Projekt dialogP: Abgeordnete stehen Rede und Antwort
Lange haben unsere Schüler der 9. Klasse der Gesamtschule diesen Termin vorbereitet: Am 27.3. waren vier Abgeordnete zu Besuch auf dem Campus und diskutierten mit den Schülern ihre Fragen an die Politiker. Organisiert wurde die Diskussion von den Schülern selbst. Die Vor- und Nachbereitung sowie die Dialogveranstaltung wurde begleitet vom Kumulus e.V., der das Projekt dialogP durchführt.
Die Idee, ihre Klasse bei dialogP anzumelden, hatte die Lehrerin Natalie Zozmann: „Ich hatte den Wunsch, mit den Schülern etwas zu organisieren, um ihr Verständnis dafür zu schärfen, wie nah Politik ist. Und dass es ein Irrglaube ist, dass man nicht mitreden könne.“ Dabei hört Nathalie Zozmann nicht selten von ihren Schülern, dass es sie alle gar nicht richtig interessiere mit der Politik und sie eh nichts bewirken können.
„Das schockt mich noch immer ganz schön, zumal die meisten 9er im nächsten Jahr an der Landtagswahl teilnehmen können und damit faktisch Einfluss auf unser aller Leben nehmen.“ meint Nathalie Zozman und fügt hinzu: „Das Einzige, was den Schülern häufig Spaß macht und wo viele sich auch rege beteiligen und diskutieren, sind die „Presseschauen“, bei denen ein oder zwei Schüler aktuelle Nachrichten vorstellen. So hatte ich die Idee, beides miteinander zu verknüpfen: den theoretischen Hintergrund und die Themen, die sie und ihr Leben aktuell tangieren.“
Politische Bildung mit Projekt dialogP
Nathalie Zozmann bewarb sich im Projekt dialogP und freute sich sehr, als sie die Zusage bekam. Im ersten Schritt bekamen die Schüler von dialogP Unterrichtsmaterialien, um sich auf die Dialogveranstaltung vorzubereiten. Sie erhielten einen Einblick in die Funktions- und Arbeitsweise des Parlaments und politische Strukturen. Darüber hinaus beschäftigten sie sich mit Meinungsbildungsprozessen und lernten demokratische Prinzipien kennen.
Vorbereitung der Gespräche mit den Abgeordneten
Schließlich ging es an die konkrete Vorbereitung der Diskussion mit den Abgeordneten. Die Schüler suchten zunächst in Gruppen nach Themen, die sie aktuell interessieren, die sie beschäftigen oder von denen sie sich wünschen, dass die Politik hier „etwas tut“. Es kamen zwölf Themenfragen zusammen, aus denen durch Abstimmung sechs hervorgegangen sind:
- Sollten (ehemalige) Straftäter nach ihrer Haft weiterhin überwacht werden?
- Sollte gesetzlich festgelegt werden, dass Drogenkonsum zum Schulverweis führt?
- Ist eine Förderung von Unternehmenskonzepten, die auf Müll verzichten, sinnvoll?
- Ist es zielführend, Schulen gesetzlich zu verpflichten, barrierefrei zu bauen bzw.
- umzubauen?
- Ist der verpflichtende Einsatz von Bodycams für Einsatzkräfte (Feuerwehr, Polizei, Sanitäter) sinnvoll?
- Sollten in der Schule verpflichtend mehr Themen in Vorbereitung auf das spätere Leben behandelt werden?
Intensive Beschäftigung mit den Themen
Anschließend sollten sie in Themengruppen zu „Experten“ werden – also versuchen, alles über ihr Thema herauszufinden. Dazu zählen Hintergründe, Grundlagen des Themas derzeitige Gesetzeslage, Meinungen der Parteien und auch eigene Lösungsvorschläge. Nathalie Zozmann ließ im nächsten Schritt die Schüler sich möglichst viele Argumente für ihre Position überlegen, um diese möglichst „handfest“ belegen zu können. „So hat beispielsweise die Bodycam-Gruppe mit einer Polizistin und einem Feuerwehmann gesprochen, um die Sicht Betroffener einbringen zu können.“, ergänzt Nathalie Zozmann.
Außerdem überlegten sich die Schüler im Vorfeld, welche Gegenargumente die Politiker womöglich bringen werden und wie sie diese entkräften könnten. Es ging also auch darum, eine sinnvolle Argumentationsstruktur vorzubereiten. Daher freuten sie sich umso mehr auf die Dialogveranstaltung und die Abgeordneten der unterschiedlichen Parteien, um das Erarbeitete zu testen.
Die Dialogveranstaltung
Die Schüler-Moderatoren begrüßten zunächst alle mit einer Vorstellungsrunde, kleinen Fragen an die Abgeordneten, einem Warm-Up und einem Brandenburg-Quiz. Hier mussten die Abgeordneten und Schüler Fragen zu Brandenburg, seiner Infrastruktur oder zum Beispiel der Waldfläche beantworten. Schließlich ging es an die vorbereiteten Fragen: Die Abgeordneten wanderten von Tisch zu Tisch zu den unterschiedlichen Themen und es gab rege Unterhaltungen mit den Schülern. Diese haben nun erfahren, dass es Spaß macht, sich mit Themen auseinanderzusetzen, zu argumentieren und letztlich auch die politische Teilhabe ernst zu nehmen.
Diese Abgeordneten waren eingeladen und kamen zur Diskussion: Johannes Funke (SPD), Barbara Richstein (CDU), Thomas von Gizycki (Bündnis 90/Die Grünen) und Andrea Johlige (DIE LINKE). (Lena Kotré von der AfD und Matthias Stefke von BVB / FREIE WÄHLER waren eingeladen, haben aber abgesagt bzw. sind nicht gekommen.)
Moderations- und Presseteam aus Schülern
Parallel zu den Schülern, die sich mit den Themen befassen, hat ein Moderations- und Presseteam aus Schülern die Veranstaltung vorbereitet. Die Moderatoren führten komplett durch die Veranstaltung, von der Begrüßung über die Vorstellung der Abgeordneten und ein Warm-Up bis zur Moderation der Thementische und der Verabschiedung. Während der Dialogveranstaltung hat das Schüler-Presseteam Interviews geführt, Fotos gemacht und schreibt aktuell einen Artikel für die Homepage. Dieser wird in Kürze hier veröffentlicht.
Das Projekt dialogP
Das Projekt dialogP möchte das Interesse der Jugendlichen für Politik wecken und Freude an politischer Beteiligung vermitteln. Die Grundvoraussetzung dafür ist ein generelles Verständnis der deutschen, parlamentarischen Demokratie, welches das Projekt durch das didaktische Begleitmaterial für den vorbereitenden Unterricht unterstützt. Die Schüler können in der Diskussion mit den Abgeordneten erkennen, wie wichtig gute Argumente für Positionen sind, wie im politischen System Mehrheiten gewonnen werden müssen, um zu überzeugen und Maßnahmen umzusetzen. Auch fördert die Diskussionsveranstaltung das Verständnis für verschiedene Positionen: Es ist oftmals nicht alles schwarz oder weiß und es gibt viele Argumente für verschiedene Standpunkte. So erfahren die Schüler auch, wie wichtig es ist, Kompromisse zu finden in einer parlamentarischen Demokratie. Über den direkten Austausch mit den Abgeordneten sollen zudem Vorurteile und Vorbehalte abgebaut und das gegenseitige Verständnis gefördert werden.
Steigerung des politischen Interesses unter Jugendlichen
Ziel von dialogP ist die Steigerung des politischen Interesses unter Jugendlichen und die Erfahrung, dass sich Einmischen lohnt. Über den Ansatz der politischen Bildung soll ein Beitrag zur Überwindung von Politikverdrossenheit geleistet und Jugendliche zu politischer Partizipation angeregt werden. Damit soll eine lebendige Demokratie gefördert werden.